31. März bis 26. April 2016 

 

Verschissener hätte unsere Reise nicht beginnen können...
Es fing alles ziemlich harmlos an. Die Anreise nach Italien via Autoverlad nach Iselle stellte sich als prima Entscheid heraus. Die Kinder fanden es aufregend, wir konnten das Zugfahren mit Pausen verbinden und sowieso war es sehr entspannend, so nach Italien zu reisen. Einzig Morris' ziemlich heftiger Durchfall stresste uns leicht und es wurde viertelstündlich Windeln gewechselt. Und genau deshalb kam ich um die erste Wäsche, bereits am zweiten Tag, nicht herum. Auf dem Camping in Verbania war noch nicht viel los und draussen schüttete es. Die Animation war für Fernanda eine Abwechslung und wir konnten auch mal ein bisschen zurücklehnen....wenn Morris schlief und nicht gerade gewickelt werden musste....


Die folgenden zwei Tage auf der Fähre vergingen, naja wie im Fluge kann man dem nicht direkt sagen, aber sie vergingen. Mit viel UNO, „Buurechrieg“ spielen und regelmäßigen Schiffsrundgängen ging die Zeit gut um. Es waren nette Leute mit an Bord, woraus sich das eine oder andere spannende Gespräch ergab. Es war motivierend zu sehen, dass so viele unterschiedliche Menschen von groß bis klein mit allerlei verschiedenen Fahrzeugen nach Marokko reisen. 
Marokko allerdings empfing uns mit peitschenden Wellen und sintflutartigen Regenfällen. So kamen wir aber gut in der Zeit, Montags um 18.00 Uhr am Hafen in Tanger Med an. Nasse zwei Stunden später und mit viel Gehupe und Gedränge hatten wir die nötigen Papiere in der Tasche und verliessen optimistisch den Hafen. Wir waren froh endlich draussen zu sein und hofften auf einen schönen Platz um bald etwas essen zu können. Leider aber: - Achtung jetzt kommts: blieben wir mitten in der Pampa auf ner Autobahn stehen. Kein Benzin mehr. Wir schämen uns leicht über den Anfängerfehler und das "bewusst" eingegangene Risiko es noch bis zur nächsten Tankstelle zu schaffen? So stehen wir nun, um 22.25h und warten auf zwei marokkanischen Engländer, welche uns versprachen, in einer Stunde mit einem Kanister Benzin zurückzukommen...

...wenigstens schlafen die Kinder friedlich auf den zwei Kleiderkisten im Kofferraum. Und über die handvoll Nüsse zum Znacht haben sie sich glücklicherweise nicht beschwert.

Und unser Retter? Er kam. Tatsächlich. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gesprungen, hielt mich jedoch zurück. So nach vier Stunden Marokko, davon einen grossen Teil am Zoll und auf dem Pannenstreifen, hab ich noch nicht herausgefunden ob man (Frau) das hier darf. Leider konnten wir dem lieben Mann nur Schweizer Franken geben, da wir auch noch keine Marokkanischen Dirham hatten und den Geldwechsel erst für den nächsten Morgen geplant hatten. Gezwungenermaßen aber wechselten wir später noch kurz ein paar Franken auf einer Raststätte, damit wir wenigstens die Autobahngebühr bezahlen konnten. 


Gott sind wir vielleicht unorganisierte Anfänger... Typisch wir...Oder?

 

Wir geloben Besserung.

 

Aus Fehlern gelernt...

Von all den nächtlichen Strapazen haben unsere Kinder zum Glück nichts mitgekriegt. Sie erwachen am nächsten Tag fröhlich wie versprochen mit Sicht aufs Meer. Wir haben die Strecke bis nach Ashilah noch durchgezogen und erfreuen uns trotz starkem Wind, an diesem hübschen Fischerdorf. Um 10.00 Uhr, viel zu früh für Marokko, sind wir bereits unterwegs. Da es noch keins zu kaufen gibt, dürfen wir dem Dorfbäcker zuschauen wie er frisches Fladenbrot bäckt. Nach dreissig Minuten hielten wir ein frisches Fladenbrot (pro Stück 2 Dirham) und unseren ersten marokkanischen Minzentee (15 Dirham) in unseren Händen. Wir geniessen das langsame erwachen der Stadt und staunen darüber wie mal hier und mal dort ein kleiner Laden seine Türen öffnet. Gleichzeitig versuchen wir in der noch kleinen Medina die Orientierung zu behalten und stellen uns vor, wie dies erst in einer grossen Stadt werden wird. 
Wir erledigen noch ein paar Einkäufe und schlendern ein wenig durch die Gassen. Unsere ersten Eindrücke sind sehr positiv. Die Menschen begegnen uns sehr offen und freundlich. Unsere Kinder werden herzlich angelächelt, es wird gewunken, viiiel Süsses geschenkt und auch schon mal geknuddelt oder auf die Backe geküsst. Ihnen gefällts. Und uns somit auch 

 

 

Da wir nur auf einem bewachten Parkplatz übernachteten, entschliessen wir weiter nach Mulay Bousselham zu fahren. Dort soll es einen schönen Campingplatz an einer tollen Lagune haben. Da wir Tag für Tag entscheiden wohin und wie weit unser Weg führt erreichen wir über Landstrasse den Camping. Wir sind beeindruckt von der tollen Autobahn. Trotzdem verlangen wir Maris Stossdämpfer auf Landwegen ein bisschen was ab. Wär ja schade wenn sie es seit Südamerika verlernt hätte. 
Der Camping ist echt okay, es stehen zwar ca. 200 Wohnmobile mit F Kennzeichen auf dem Platz aber der Ort hier ist wirklich hübsch. So geniessen wir einen sonnigen Tag und eine kalte Dusche. Wir buchen eine etwas laaaangsame Bootstour zu dem nahe gelegenen Natur- und Vogelreservat. Die zwölf Flamingos sahen wir von weitem und drei andere Vögel (es waren Möwen) begleiteten uns ein Stück. War wahrscheinlich nicht gerade Vogelsaison, da der Reiseführer von tausenden von Vögel spricht. Es war trotzdem ein gemütlicher Ausflug. Wir kauften noch wirklich saugute frische Erdbeeren auf dem Markt. Anschliessend liessen wir den Tag mit lecker marokkanischem Tajine ausklingen und Fernanda verschlang Crevetten was das Zeugs hielt.

 

Küstenstrasse südwärts

Es ist Abends um zehn und wir sitzen müde in Bus und malen uns aus, wies jetzt wohl wäre in einem fünf Stern all inklusive Resort gemütlich bei einem kühlen Bier zu chillen. Unser Alltag ist anstrengend, die ständige Nähe, die Enge im Bus, das tägliche Ein und Auspacken gibt viel Spielraum für unzählige unnötige Reibereien. Die Trotzphase unseres Jüngsten trägt nicht gerade zum allgemeinem Wohlbefinden bei. Der ständige Ortswechsel ist zwar sehr spannend aber manchmal auch etwas mühsam. So entscheiden wir uns, auf einem schönen Campingplatz in der Nähe von Essaouira etwas zu entspannen und ein wenig Ferien zu machen. So zwei, drei Tage. Aber momentan ändern unsere Pläne echt im Stundentakt und daher lassen wir uns mal überraschen. Es fällt uns gerade etwas schwer eine Route zu planen. Uns fehlt irgendwie das Zeitgefühl und wir können die Strassenverhältnisse schlecht einschätzen. Zudem haben wir etwas Schiss den richtigen Zeitpunkt zu verpassen um wieder gegen Norden zu fahren und ohne dann plötzlich im Stress zu sein. 
Noch sind wir aber hier, in Oualidia auf einem grossen Parkplatz mit vielen anderen Wohnmobilen. Hier im Ort verbringen in der Hochsaison reiche Marokkaner ihre Sommerferien. Momentan wirkt auf uns aber alles noch etwas verstaubt und verschlafen da noch nicht wirklich Hochsaison ist. Ab und zu kommt ein Fischer vorbei und bietet uns frischen Fisch, Seeigel oder Austern an. Die Umgebung ist bekannt für ihre Austernzucht. Doch Steph kann sich nicht für den Seeigel begeistern der ihm der Fischer zum probieren gibt. 
Es ist schön da, es hat eine ruhige Lagune direkt vor dem wilden, tobenden Meer. Wir haben die Kraft des Atlantiks etwas unterschätzt. Mit beeindruckender Wucht treffen die Wellen auf die Klippen ein. Lange schauen wir dem Spektakel zu und rennen vor dem schäumenden Wasser davon. Wenn ich mir die Wellen so anschaue, weiss ich nicht ob ich wirklich noch surfen lernen will. Irgendwie gibt es mir das Gefühl, da draussen eine kleine Socke in einer grooossen Waschmaschine zu sein. 
Aus richtig Baden wird leider nichts. Denn auch Marokko kennt Aprilwetter. Mal ist es windig kalt und kurz darauf brütend heiss. Wir müssen uns immer auf beides gefasst machen und stets einen Hut und einen Pulli dabei haben. 
Das Essen schmeckt wirklich sehr sehr lecker. So sind wir etwas kochfaul und lassen es uns in den Restaurants gut gehen, bestellen quer durch die Karten. Die Kellner machen faxen mit den Kidds und wir fühlen uns sehr willkommen. Nach wie vor sind wir beeindruckt von der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen. Die Menschen sprechen uns zwar an, fragen für ein Küsschen von den Kindern aber noch nie war jemand aufdringlich. Der eine oder andere fragte mal nach Schuhen oder Kleider, war aber dann auch mit einem Kugelschreiber sehr zufrieden. Ich bin gespannt wie dies im Landesinneren wird. Dies steuern wir in ein paar Tagen an, wenn wir etwas Ferien gemacht haben. Ohne all inklusive und ohne Kinderhort. Das passt irgendwie einfach nicht zu uns...

 

Wir sind schliesslich nicht zum entspannen da, dachte sich unsere Mari und bremste unsere Chill/Strand-Pläne kurzerhand mal aus. Wie ihr vielleicht schon gesehen habt, wurden wir von unserem eigenen Rad überholt. Es quietschte und rauchte und bis wir genau realisierten was genau passiert ist, standen bereits viele Menschen um uns herum und halfen uns, Mari von der stark befahrenen Strasse zu kriegen. Warum wir genau mitten in der Werkstatt-Strasse stehen blieben ist uns immer noch ein Rätsel. Wir sind froh über den Wink des Schicksals und sind dankbar darüber, dass wir, wie aber auch niemand anderes dadurch verletzt wurde. So kümmerten sich Chef-Mechaniker Omar, Hilfsmechaniker und Hilfshilfsmechaniker eifrig darum, dass wir baldmöglichst unsere Reise fortsetzen können. Drei Stunden und 50 Franken später waren wir wieder unterwegs, standen jedoch immer noch etwas unter Schock. Das Vertrauen in unseren Bus ist heute leider leicht gesunken. Auch deswegen, weil wir nun halt auch zwei kleine Kinder mit an Bord haben. Auf dem Camping angekommen war die Enttäuschung bei den Kidds gross, dass der Pool nicht in Betrieb war. Umso mehr freuten sich die Kinder über gleichaltrige Reisebekanntschaft und wir uns über einen gemütlichen Schwatz. Es ist immer wieder spannend, Reiseerfahrungen auszutauschen und den einen oder anderen Tipp zu bekommen. Wir genossen einen gemütlichen Tag auf dem Camping, liessen Geschehenes setzen und diskutierten über das wie weiter. Mittags gingen wir einheimisch Essen. Sogar ich ass mit etwas Überwindung von dem am Strassenrand abgehangenem Fleisch. Und es war wirklich gar nicht mal so schlecht... Und Morgen fahren wir nach Essaouira... Zum chillen!!!

 

Hammam und Kamele

Versprochen ist versprochen. Ohne einen Ausritt auf einem Kamel hätten wir nicht von Marokko heimkehren dürfen. Also nutzten wir die gebotene Gelegenheit, hier in Essaouira, unseren Kindern diese Freude zu erfüllen. Essaouira ist der Hotspot schlechthin und es gibt eine superschöne Medina, tolle kleine Lokale und da der Badeort fürs Kiten und Surfen bekannt ist, auch jede Menge sunny Surferboys...Trotzdem kann ich mich noch nicht für eine Surfstunde begeistern. Stattdessen nehme ich eine Einladung einer Schweizerin an, die wir in einem Kaffee getroffen haben, um sie spontan in ein Hammam zu begleiten. So verabreden wir uns für den nächsten Tag und ich freue mich auf ein paar relaxte Stunden. Christine, die ihren in Essaouira studierenden Sohn besucht, hat mich aber bereits vorgewarnt, dass wir dann nicht ein schickimicki Hamman besuchen. Sondern in eines, dass hauptsächlich von Einheimischen besucht wird. Ich hatte ja sowas von keine Ahnung was mich in einem Hammam so alles erwartet. Ich stellte mir so eine Art entspannendes Dampfbad vor. So sassen dann sechs schrullige ältere Frauen auf gefliestem Boden in einem geräuckten Raum und wuschen und schrubbten sich was das Zeugs hielt. Da werden die Haare gewaschen, hier der Körper gepeelt und dann auch schon mal die Hornhaut gefeilt. Eine seifte sogar noch ihre Badelatschen sorgfältig ein. Ganzkörperpflege rundum also, in einem dunklen dampfigen Raum, der mich nicht unbedingt an 1001 Nacht erinnerte. 
Wir bekamen dann eine seehr grobe Körpermassage mit einem Handschuh der dem Schleifpapier (ohni z übertriebe) ähnlich nahe kommt. Nicht zu vergleichen mit meinem Peelinghandschuh aus der Drogerie. Nachdem uns also die obersten Hautschichten abgeschrubbt wurde, bekamen wir noch eine wirklich schöne Massage ohne Berührungsängste mit einer hier speziellen Ölseife. Dass ich mich dafür nackig auf den Boden legen musste wo vorher gerade geschrubbt, gekämmt und gebimmst (Bimmststein)wurde... (Jooo sorry das muesi haut ou verzöue)... Klaaaar wurde vorher mit einem Eimer Wasser kurz abgespült. Etwas Überwindung kostete es mich aber trotzdem. Welch ein spezielles Erlebnis der ganz besonderen Art. So bin ich erneut extrem dankbar für die Begegnung mit Christine und dass ich dies, fernab der Touristen erleben durfte. Es war toll, den Frauen bei diesem Ritual zuzusehen, wie sie in hohem Alter noch so sorgsam ihre Körper pflegen, wie sie sich gegenseitig halfen und wie sie leise kicherten und sich wahrscheinlich köstlich über uns zwei Laien amüsierten.

 

1001 Nacht in Marrakesch

Langsam aber sicher sind wir doch ein bisschen eingespielt. Nach mehr als zwei Wochen unterwegs gibts sowas wie ein Rhythmus und die Kinder schlafen sogar auch schon vor Zehn Uhr Abends ein. Yes! Jedes Ding im Bus hat sein Plätzli gefunden und jeder weiss auch wo das Plätzli vom Ding ist, jeder hat sein kleines Ämtli und mit dem Fahren klappts mittlerweile auch ganz gut. Nichtsdestotrotz wagen wir uns nach langen Diskussionen und Kompromissen nicht mehr weiter südlich und steuern landeinwärts. Wir lassen schweren Herzen die angeblich so schönen Passfahrten, Schluchten und Täler aus. Gelegen kam uns daher gerade der Tipp für ein Riad in Marrakesch. Riads sind traditionell marokkanische Häuser die so etwas wie ein Innenhof mit Brunnen, Garten oder Pool haben. Einheimische bewohnen aus Kostengründen so ein Riad über mehrere Etagen in mehreren Generationen. Einige davon werden mittlerweile als schön renovierte Hotels geführt. So hatten wir Glück und es war gerade ein tolles Zimmer frei. Mari parkten wir auf einem bewachten Parkplatz und tauchten unmittelbar in eine andere Welt ein. Die schmalen düstere Gassen deuteten überhaupt nicht darauf hin, dass sich hinter solchen Türen sowas Schönes befindet. Unser Riad selbst war schon märchenhaft schön gestaltet und Fernanda fühlte sich wie eine kleine Prinzessin in einem grossen eisigen Schloss.


Der Souk der mir vorgängig Schweissausbrüche bescherte wenn ich nur daran dachte, war dann nur halb so wild. Es war zwar lärmig, stressig und manchmal auch gefährlich wegen den vielen Rollerfahrer aber die Menschen waren echt supertoll. Überall wurden die Kinder angelächelt und angesprochen und Morris lief strahlend mit high five gebend, durch die Gassen und zauberte vielen ein Strahlen ins Gesicht. Wir wurden angesprochen ob wir was kaufen wollen, aber nie war es aufdringlich oder lästig. Einzig eine Begegnung auf dem grossen Platz war sehr frech. Wir haben vorgängig gelesen dass auf diesem belebten Platz Shows mit Schlangenbeschwörer, Affen, Akrobaten und Musiker stattfinden. Und man da auch was zahlen sollte, falls man auch irgendwo zuschaut. Und so ein Schlangenbeschwörer wollten wir uns dann doch anschauen und dafür waren wir auch bereit ein Trinkgeld springen zu lassen. Doch ehe ich mich versah, hatte ich ein ungefragtes Henna-Tattoo an der Hand. Ich hatte keine Chance meine Hand wegzuziehen und als "just a present" liess ich es dann auch zu. Fernanda hielt ihre Hand natürlich auch sofort hin. So musste ich anschliessend stark verhandeln wie viel mich dieses "Geschenk" denn nun kostet. Von angefangenen aggressiven 60 Franken gab ich ihr für Fernandas Tattoo 5.- und sah meines als Geschenk an. Etwas böse lief sie davon. 
Marrakesch selbst liess uns eintauchen in eine traumhafte Märchenwelt. Wir besuchten die angesagtesten Restaurants, genossen Food und Drinks auf herrlichen Terrassen und beobachteten von da aus das bunte Treiben auf den Plätzen. Wir liessen uns von den netten Menschen, den Düften nach Leder, Gewürzen, Minze, Zitrusbäumen, Seifen und Zedernholz in ihren Bann ziehen. Wir stöberten in kleinen Läden, verhandelten Preise, schauten dem Drechsler und dem Schmied der Lampen fertigte, zu und flanierten gemütlich durch die Gassen. Ganz ehrlich, ich hab mich noch nie, mit Kindern so willkommen gefühlt wie hier in Marokko. Davor zieh ich echt meinen Hut. 
Das Handeln fängt auch langsam an Spass zu machen und die Gespräche die daraus entstehen, sind meistens sehr lustig und spannend. So kauften wir noch ein paar Souvenirs und Steph liess sich mit der Klinge bei einem Barbier die Haare schneiden. 
Zurück im Riad gabs abends wiedereinmal nette Gespräche mit den Gästen und den Besitzern. Dabei erfuhren wir noch einiges über das Land und die Kultur und konnten noch einige unbeantwortete Fragen zu Marokko klären. Eine tolle Stadt die ich irgendwann gerne nochmals besuchen möchte...

 

Heimwärts in Richtung Norden

Unsere Fahrt in Richtung Norden ist geprägt von blühenden Mandelbäumen, duftenden Zitrusplantagen und Arganbäumen, auf welchen die Ziegen sitzen. Man hat den Eindruck, dass jeder Meter Land auf irgendwelche Weise landschaftlich genutzt wird. Überall sieht man Schafe und Ziegen und es ist beeindruckend, wie viel harte Handarbeit noch in den Feldern steckt. Nur ganz selten sieht man irgendwo einen Traktor. Und ich habe noch nie so viele hart arbeitende und hochbeladene Esel gesehen wie hier in Marokko. Aber leider sind auch viele schöne Felder, Flüsse und Gräben voller Müll und Dreck. So manch schöner Fluss lädt deshalb nicht gerade zum baden ein. Ein funktionierendes Abfallkonzept haben wir hier leider nicht erlebt. Ein paarmal haben wir gesehen wie der eigene Garten zwar geputzt wird, der Müll dann aber einfach vor den Zaun gestellt wird. Abholen tut ihn niemand. Die vielen Katzen und Hunden (oder auch mal Menschen) reissen ihn dann auseinander und der Kreislauf beginnt erneut. Dies lässt uns immer wieder so einige Gedanken darüber machen.

Unsere letzten Tage brechen an. Wir besuchen die Stadt Fès, da wir von vielen gehört haben, dass sie schöner als Marrakesch sein soll. Uns hats aber auf dem falschen Fuss erwischt und wir irren total plan- und orientierungslos durch die enge Medina. Wiedermal erkennen wir, dass wir halt doch manchmal einen klitzekleinen Tagesplan brauchen, was wir denn gerne genau sehen oder machen wollen. Und so ein Stadtplan wäre manchmal auch nicht schlecht. Die Medina liegt an einem steilen Hang und es hat jede Menge Stufen, enge dunkle Gassen und viele Touristen. Ein richtig grosses Gewusel. Uns ist es unwohl und zu stressig mit den Kindern. Es ist fast unmöglich, ein paar schöne Fotos zu schiessen, so sehr sind unsere Sensoren angespannt. Wir versuchen schnell einen Ausgang aus der Medina zu finden. Eine Medina ist eine Altstadt die von einer grossen Mauer umgeben ist. Und da gibt es nun mal nicht so viele Ein- und Ausgänge. So suchen und suchen wir, bis wir ganz unten ein Tor finden, dass raus führt. Und da wir ja oben gestartet sind, müssen wir nun ausserhalb der Mauer alles wieder den Berg hoch laufen. Und wir haben überhaupt keine Ahnung wo wir sind. Es ist gerade seeehr heiss, die Stimmung angespannt und das Mittagessen längst überfällig. So war der Stadtbesuch nur kurz, was nicht weiter schlimm war, denn Medinas haben wir nun einige wirklich sehr schöne gesehen. Zurück auf dem Camping kühlten wir uns anschliessend in der riesigen Badi etwas ab. Übrigens das einzige mal, dass wir das Badekleid anziehen konnten. Und da die Marokkaner momentan ja noch mit Mütze und Boots rumlaufen, hatten wir die Badi quasi für uns alleine. 
Abends diskutierten wir mit Leuten welche ihr Leben ins Reisen stecken. Es gab viele Inputs wie man mit 50ig sein Leben ganz dem Reisen verschreiben kann. 
Was ich am Reisen so liebe, nebst dem Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung, sind die spannenden und vielfältigen Begegnungen mit allerlei reisenden Menschen. Wir lernen u.a Hautärzte, Ingenieure, einen Piloten und ein Fotograf, einen Doktor der Erziehungswissenschaft und eine konvertierte Schweiz/Marokkanische Familie kennen. Wir unterhalten uns mit Deutschen, Kanadier, Holländer, Franzosen oder zu Fernandas Freude auch mal mit Schweizern. Vom Fahrrad zum Motorrad, vom Landrover zum Offroadtruck, vom Wohnmobil zu Rotel (das rollende Hotel).Es ist alles vorhanden. Jeder hat seine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen. Wir kriegen sogar spontan das erste Kapitel eines neuseeländischen Schriftstellers zu hören der unsere Meinung dazu will. Ist das alles nicht einfach nur total spannend und toll??? Im lovin it

Die Tage vor der Heimreise verbringen wir im blauweissen Chefchauen. Ein kleines Dorf das an den Hängen des Rifgebirges liegt. Es ist kühl aber sonnig und auf dem Camping lernen wir Freaky Käru kennen. Er empfiehlt uns seinen Mechaniker im Dorf um unsere Carosserie zu reparieren. Die wurde durch unser verlorenes Rad stark beschädigt. Gesagt getan, stand der Mech schon auf dem Platz und nahm Mari mit. Wir packten nur kurz das Nötigste unter eine Plane, da wir dann doch mehrere Stunden ohne unser Zuhause sein werden. Typisch für uns...kam Stunden später ein heftiges Gewitter auf(es hagelte sogar), so dass wir wohl bedauert wurden und eine Familie uns anbot, in ihr Wohnmobil zu kommen bis das Unwetter vorbei war. Steph verschanzte sich in dieser Zeit unter der Plane und schützte unser Hab und Gut.

Chefchauen ist cool. Ein hübsches Dorf mit tollen Geschäften, lecker Essen und gemütlicher Stimmung. Dass wir uns in der Region des weltweit grössten Hasch-Anbaugebietes befinden, trägt wohl zur allgemeinen chilligen Stimmung bei. Davon kriegen wir aber nicht so viel mit, ausser das wir an vielen Ecken gefragt wurden ob wir "chocolate" möchten. (bis ichs dann wieder gecheckt habe).
Aber deswegen sind wir ja nicht nach Chefchauen gekommen und so geniessen wir auch ohne high zu sein die schönen Farben der Häuser, die hübschen Kaffees, kaufen noch einige Souvenirs und verschenken die letzten Farbstifte und Kugelschreiber die wirklich grossen Anklang gefunden haben.

Hiermit danken wir allen die unsere kleine Reise mitverfolgt haben. Die qualitativ besseren Fotos werden wir auf unsere Homepage hochladen. Da wird noch etwas mehr über Marokko zu sehen sein. Marokko als Reiseland können wir von ganzem Herzen empfehlen. Das Land verfügt über eine gute Infrastruktur, die Strassen sind gut ausgebaut und die Campingplätze verfügen über das Nötigste. Die meisten verstehen Französisch oder Spanisch und wie ich öfters erwähnt habe, unglaublich nett und hilfsbereit. Das Klima war an der Nordküste noch recht kühl und windig. Sobald wir landeinwärts fuhren, spürte man direkt wie es wärmer wurde. Marokko ist wahnsinnig vielfältig. Es grenzt an zwei Meere, es gibt das Rifgebirge, den hohen Atlas, die Wüste Sahara im Süden, fruchtbares Land im Norden und tolle Städte und Dörfer.
Es gibt also noch so einiges, dass wir noch nicht gesehen haben